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Tutty Tran – Mein Vater und ich – Gewinner NightWash Talent Award 2017
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Phớ Bò, Vietnam | 50 Küchen, eine Heimat
ich war im Fernsehen (und bereue es)
3 Tage Bauernhof in Vietnam (Challenge)
Osterfreizeit der vietnamesischen Jugend: Evangelische Jugendarbeit interkulturell
Pocket Hazel – Was wäre wenn? Mein Leben in Vietnam (TINCON Berlin 2019)

Über Bubble Tea und Alltagsrassismus

Vanessa Vu und Minh Thu Tran im Gespräch mit Timo Grampes

Vanessa Vu (rechts) und Minh Thu Tran (links) lehnen an einem Supermarkt-Regal mit asiatischen Lebensmitteln. (Valerie-Siba Rousparast )
Die Journalistinnen Vanessa Vu (rechts) und Minh Thu Tran (links) beschäftigen sich in ihrem Podcast „Rice and Shine“ mit Belangen von Deutsch-Vietnamesen. (Valerie-Siba Rousparast )


Die Journalistinnen Vanessa Vu und Minh Thu Tran sind mit ihrem Podcast „Rice and Shine“ für den Grimme Online Award nominiert. Sie sprechen unter anderem über gesellschaftlichen Aufstieg und Rassismus. Themen, die nicht nur Deutsch-Vietnamesen betreffen, sagen sie.

Vanessa Vu hat ihren Namen eingedeutscht, um die ständigen Nachfragen zum Anfang jedes Schuljahres zu vermeiden. Minh Thu Tran hat sich für ihren eine deutsche Aussprache überlegt, die ihre Mitmenschen gut aussprechen und mit der sie gut leben kann. Es sind alltägliche Probleme wie diese, die die beiden deutsch-vietnamesischen Journalistinnen in ihren Podcast „Rice and Shine“ thematisieren. Nun sind sie für den Grimme Online Award nominiert, dessen Gewinner am Mittwochabend bekannt gegeben werden.

„Als wir aufgewachsen sind, gab es ziemlich wenige Menschen wie uns in den Medien und das hat uns gefehlt“, sagte Tran im Deutschlandfunk Kultur über ihre Motivation. Sie hätten herausfinden wollen, was Deutsch-Vietnamesen ausmache, welche Geschichten über sie erzählt werden können, ohne dass jemand mit einem Blick von außen auf sie draufschaue. 

Über rassistische Stereotypen auf beiden Seiten

Sie behandeln viele Themen, von dem kurzen Hype der Bubble Tea-Läden bis hin zu Alltagsrassismus. Ihre Lieblingsfolge sei die, in der sie sich mit ihrem sozialen Aufstieg und der damit einhergehenden Entfremdung von ihren Eltern beschäftigten, sagte Vu. Ihre Eltern seien als Gastarbeiter in die DDR gekommen, hätten ihr ganzes Leben noch einmal aufbauen müssen. Sie selbst habe das Gymnasium besucht und studiert, habe aber Schwierigkeiten, ihren Eltern ihr Leben zu erklären, weil es so ganz anders sei. „Das ist ja auch nichts, was uns Viet-Deutsche exklusiv betrifft“, sagt Tran. „Das ist ja ein Ding, das auch Arbeiterkinder kennen, die dann studieren und das Milieu wechseln.“ Von daher sei ihr Podcast auch für Menschen mit anderer Herkunft interessant.

Auch mit Rassismus setzen sich Vu und Tran auseinander. „Jede zweite Woche gibt es irgendeinen Typen, der es extrem lustig findet, uns einfach so ein Ching Chang Chong entgegen zu schmettern“, sagte Tran. Meistens passiere das auf offener Straße, manchmal kombiniert mit zusammengefalteten Händen und einem Nicken, ergänzte Vu: „Das ist das, was die Leute wohl angemessen finden, wenn sie asiatische Menschen hier in Deutschland sehen.“ Aber auch unter Asiaten gebe es Rassismus gegenüber anderen ethnischen Minderheiten – eine weitere Podcast-Folge von „Rice and Shine“. 

(ske)

https://www.deutschlandfunkkultur.de/deutsch-vietnamesischer-podcast-ueber-bubble-tea-und.2156.de.html?dram:article_id=451758

Vietnam-Pop, made in Germany

Ihre Stars heißen Hari Won oder Big Dady. Für junge Vietnamesen in Deutschland ist Popmusik aus ihrer Heimat Teil ihrer Diaspora-Identität. Auch hierzulande entsteht vietnamesische Pop-Musik.

Eingang des Dong Xuan Center (auf deutsch "Frühlingswiese", DXC) auf dem früheren Gelände des VEB Elektrokohle Lichtenberg an der Herzbergstraße in Berlin am 28.07.2013. (picture-alliance / dpa / Peter Zimmermann)
Treffpunkt für Vietnamesen in Berlin: das Dong-Xuan-Einkaufscenter (picture-alliance / dpa / Peter Zimmermann)

In Deutschland leben ungefähr 40.000 Vietnamesen. Viele haben noch heute eine enge Bindung zu ihrer Heimat – neben den engen wirtschaftlichen Beziehungen spielt auch die Popkultur eine Rolle. Junge Leute wollen auch in Deutschland die Popstars aus Ho Chi Min City und Hanoi hören und sehen. Ein Star der Szene ist Binh Minh Vu, einer seiner Hits: Mối Tình Đầu. Doch die Diaspora-Kultur der Vietnamesen ist zu Teilen auch hochpolitisch.

Der ganze Beitrag:

Ein sportlicher weißer BMW parkt in einer gutbürgerlichen Straße. Ein junger Mann steigt aus. Er trägt einen Anzug. Von Weitem rennt ein junges Mädchen auf ihn zu. Es ist die Geschichte seiner ersten großen Liebe. In Szene gesetzt mit Weichzeichner, Drohnenflug über die Dächer der Stadt und einem weißen Klavier im Wald. Der junge Mann in diesem Musikvideo heißt Binh Minh Vu.

Der 28-Jährige kam vor 15 Jahren von Vietnam nach Deutschland. Erst nach Berlin. Jetzt betreibt er in Nürnberg ein Sushi-Restaurant. Nebenbei macht er V-Pop, Musik aus Vietnam. Über eine halbe Millionen Menschen haben seinen Clip schon angeklickt. In Deutschland gibt es viele Vietnamesen, die den Sound der Heimat lieben. Für sie organisiert Binh Minh Vu auch Konzerte. Das bisher größte in Berlin.

Der Sound ist wuchtig, bunt und grell

Binh Minh Vu: „Wenn man Musik machen möchte, dann muss man das halt hier in Berlin machen. Weil hier sind halt mehr Vietnamesen, mehr Asiaten, mehr Publikum, denen Du dann Dein Produkt anbieten kannst. Und das wird sich besser lohnen sozusagen.“

Berlin – heute Abend treten hier im Tempodrom namenhafte Stars aus Vietnam auf. Sie heißen Hari Won oder Big Daddy. Ihre Songs handeln von Liebe und Herz-Schmerz. Ihr Sound ist typisch für den Pop aus Ost- und Südost-Asien. Wuchtig, bunt und grell. Für die Besucher heute Abend ist es einer der seltenen Momente, die Musiker live zu sehen, die sie sonst nur von Facebook oder YouTube kennen. Viele der männlichen Besucher sind im Anzug gekommen. Die Frauen in feinem Abendkleid. 

„Mal was wirklich Originales aus Asien“

Reporter: „Worauf freust Du Dich am Meisten? “

Besucher 1: „Ich freu mich auf Big Daddy und Hari Won. Also vietnamesische Musik höre ich öfters, mehrmals am Tag sogar. Zehnmal. Vielleicht noch mehr.“

Besucher 2: „Das ist halt nicht aus Deutschland. Ist mal was wirklich Originales aus Asien und viele sagen ja, die Musik ist noch nicht soweit entwickelt. Man ist ja auch hier um die Leute zu supporten, die nach Deutschland gekommen sind, um hier Mucke zu machen.“

Besucher 3: „Also ich wohne in Schwerin. Also ungefähr 300 Kilometer von hier.“

Reporter: „Extra aus Schwerin jetzt hier hergekommen heute?“

Besucher 3: „Ja.“

Er schaut schüchtern nach links – drei Meter neben ihm gibt Hari Won gerade ein Fernsehinterview. Der Star aus dem Netz zum Greifen nah.

„Ich freu mich unfassbar doll!“  

Auf Facebook folgen der zierlichen Frau mit den langen, rot-braun gefärbten Haaren über viereinhalb Millionen Menschen. Ursprünglich kommt die 30-Jährige aus Korea. Dem Land, das ganz Asien mit kitschigem K-Pop überzogen hat. Der Liebe wegen ging sie einst nach Ho Chi Min City, Saigon. Das hat sich scheinbar doppelt gelohnt.

Hari Won: „Ich freu mich! Ich bin Hari Won. Ich bin Schauspielerin, Sängerin und Moderatorin aus Vietnam und ich bin megaglücklich, dass ich heute in Deutschland bei dieser Show mitmachen darf. Ich freu mich unfassbar doll!“

Gleich wird sie vor mehreren hundert Vietnamesen in Berlin auftreten.

Die Musik klingt wie aus Hanoi, ist aber aus Deutschland

Genau wie der Nürnberger Binh Minh Vu. Der probt gerade für seinen großen Auftritt heute Abend. Sein Produzent kommt direkt aus Hanoi. Die Musik von Binh Minh Vu unterscheidet sich deswegen kaum von der, die direkt in Vietnam produziert wird. Die Besonderheit: Seine Musikvideos spielen eben in Deutschland. Letzte Tipps vom Produzenten.

Das hier wird der erste große Auftritt von Binh Minh Vu vor Live-Publikum.  

Binh Minh Vu: „Richtig nervös, richtig nervös. Ich bin der Veranstalter. Muss mich fast um alles kümmern. Stehe halt ein bisschen unter Stress. Aber ich bin glücklich drüber. Und das schaffe ich.“

Die Zusammensetzung der vietnamesischen Community hierzulande ist komplex. Vereinfacht gesagt: Die gebürtigen Nord-Vietnamesen leben vermehrt in Ost-Deutschland. Viele Menschen der ersten Einwanderergeneration kamen als Vertragsarbeiterinnen und -arbeiter in die DDR. Es bestehen enge Verbindungen zur Heimat. Wirtschaftliche und eben auch popkulturelle. Die Leute aus dem Süden Vietnams leben eher im Westen Deutschlands. Es sind die ehemaligen Boat-People, in den 1970er und 80er Jahren geflohen vor dem kommunistischen Regime. Die Südvietnamesen haben ihre eigene Diaspora-Kultur kreiert. Davon erzählt mir der 31-jährige Schauspieler und Theaterregisseur Dan Thy Nguyen aus Hamburg.

Dan Thy Nguyen: „Ähm… gut. ‘Paris by Night‘. Welche Nummer? Nenn mir mal eine Zahl!“

Eine politische Revue mit Showtreppe

Ich sitze mit ihm in seinem Wohnzimmer auf dem Boden. Er startet die Folge einer der beliebtesten Unterhaltungsshows, ‚Paris by Night‘. Eine Revue-Show, wie sie bei uns vielleicht noch im MDR Fernsehen zu sehen ist. Showtreppe, Scheinwerfer, Ballett. Nur alles auf vietnamesisch.

Dan Thy Nguyen: „Jede vietnamesische Familie, besonders südvietnamesische Familien – ich weiß gar nicht, wie es mit den Nordvietnamesen aussieht –, hat kassettenweise diese Sendung zu Hause. Wie ich es verstanden habe, ist sie entstanden aus der vietnamesischen Community in Paris, die einmal im Jahr eine Sendung in Paris macht und dann Musiker einlädt. Sketche macht und so. Man muss auch dazu wissen, dass Ende der 80er, Anfang der 90er war es unglaublich schwer, besonders, wenn man nicht in Berlin oder irgendwo in den Großstädten wohnt, an Literatur, Fernsehsendungen oder Musik heranzukommen, die auf Vietnamesisch war.“

In Vietnam selbst ist es schwer, legal an ‚Paris by Night‘ zu kommen. Die Regierung hat es als „Reaktionäres Kulturprodukt“ eingestuft. Nicht zuletzt, nachdem vor einigen Jahren die Flucht von Nordvietnamesen in den anti-kommunistischen Süden in den 1950er Jahren in der Show thematisiert wurde. Anders als der V-Pop ist „Paris by Night“ auch politische Unterhaltung.

Dan Thy Nguyen: „Ja, und dann natürlich auch Zylinder und Anzug und alles Mögliche. Es ist Showtanz. Es ist eine Show. Es geht also um Winter und wie man sich da gerade so fühlt, wenn ein Pärchen sich trifft.“

Reporter: „So, Winter, europäischer Winter oder Winter in Vietnam?“

Dan Thy Nguyen: „So wie es hier dargestellt wird, ist es schon der westliche Winter.“

Zurück in der Berliner Konzerthalle: Das Publikum steht, Pappfächer fliegen durch die Luft, Blumen auf die Bühne, und die Lichter zappeln. Hari Won gibt alles, und eines ist deutlich zu spüren: Die Musik von Hari Won ist ihren Fans unglaublich wichtig.

Hari Won: „Vietnamesischen und koreanischen Pop kennen die Vietnamesen hier ja schon. Vielleicht kann ich heute Abend ja auch ein paar Deutsche dazu bringen, die Musik zu mögen.“

https://www.deutschlandfunkkultur.de/migration-vietnam-pop-made-in-germany.1001.de.html?dram:article_id=346113

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